1932 - Vom privaten Tierpark zum Zoologischen Garten

1932 eröffnete der Vorgänger des Saarbrücker Zoos, der „Tiergarten für exotische Tiere“, seine Pforten. Gründervater war der aus Bad Homburg stammende Tierwärter und Zoologe Gustav Moog, der das Gebiet zwischen Deutschmühlenweiher und Drahtzugweiher zunächst für ein halbes Jahr von der Stadt Saarbrücken pachtete, um dort seine private Tiersammlung für interessierte Besucher zu zeigen.

By Zeitzeug:innen

Das Unterfangen ging recht schnell von statten. Im Februar 1932 trat Moog, der bereits ähnliche Projekte in Mannheim, Landau und Karlsruhe umgesetzt hatte, an den Verkehrsverein Saarbrücken heran. Die Stadt Saarbrücken überließ dem passionierten Zoologen das Grundstück zunächst für ein halbes Jahr ohne eine Pacht zu erheben. Allerdings sollten überschüssige Gelder in einen Fond fließen, mit dem der weitere Ausbau des Geländes und der Gehege finanziert werden sollten. Der Pachtvertrag begann am 1. März 1932 und schon etwa drei Wochen später, am 24. März und Gründonnerstag, öffnete der Tiergarten für die ersten Besucher. Über Ostern kamen bereits 20.000 Besucher:innen, um die neue Attraktion zu bestaunen. Dabei war der Anfangsbestand des Zoos überschaubar: neben Zebus und Lamas gab es zwei Yaks, einen Dromedarhengst, zudem Esel, Dahomey- und Heidschnucken-Schafe, afrikanische Zwergziegen und tibetanische Langohrziegen, zwei Waschbären, drei madagassische Meerkatzen und viele Vogel- und Geflügelarten. Für die Zeitungen gab es neben der Eröffnung noch einen kleineren Ausbruch zu vermelden: ein Schweinshirsch war beim Ausladen entwischt, konnte jedoch nach längerer Jagd wieder eingefangen und in sein Gehege verbracht werden.

Dank einer guten Öffentlichkeitsarbeit des Gründers Gustav Moog sowie großzügiger Schenkungen und Leihgaben aus anderen Zoos wuchs der Bestand schnell an. Nach und nach kamen neue Tierarten dazu. So freute man sich bald über Kraniche und Flamingos sowie ein Riesenkänguruh. In den nächsten Jahren kamen Pinguine, Bären, weitere Affen und Raubtiere sowie der Elefant Jumbo und eine Löwin, „es Kattche“, die ein Geschenk Hermann Görings war. 

Mit Beginn des Krieges musste der Tiergarten am 1. September 1939 innerhalb weniger Stunden komplett evakuiert werden. Gustav Moog ging mit einigen der kleineren Tiere ins Exil nach Berlin. Die größeren Tiere, die nicht zügig transportbereit gemacht werden konnten, wurden vor Ort von der Wehrmacht erschossen. Nur der Elefant Jumbo war bereits einige Tage zuvor in den Zoo nach Dresden verschickt worden und entging so der Erschießung.

Moog war nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft 1938 nach Saarbrücken zurückgekehrt mit dem langfristigen Plan, den Tiergarten erneut aufzubauen. Dies konnte jedoch nicht mehr im alten Areal erfolgen, da es den hygienischen sowie klimatischen Ansprüchen zur Unterbringung der Tiere nicht mehr genügte. Gustav Moog schlug stattdessen einen Teil des ehemaligen Buntsandsteinbruchs am Eschberg als neuen Standort vor, der zudem weniger zugig und sonniger war als das Deutschmühlental. Nachdem ihm 1949 aus städtischen Mitteln eine Million Franken zum Wiederaufbau gewährt wurden, konnte der Zoo ein Jahr später, an Pfingsten 1950, am neuen Standort wiedereröffnen. Auch der Tierbestand musste neu aufgebaut werden. Zu den ersten Bewohnern gehörten Uhus, Papageien und Rhesusäffchen, doch schon bald kamen weitere Arten wie Kamele dazu. Ein Highlight war das heute nicht mehr existierende Freifluggehege, in dem Adler, Geier und Bussarde untergebracht waren.

Da der Zoo damals noch nicht über beheizte Gehege verfügte, mussten einige Tiere über die Wintermonate umquartiert werden, was teils zu sehr kreativen Lösungen führte. Für die Meerkatzen wurde beispielsweise ein Winterquartier im Kaufhaus Sinn in der Saarbrücker Bahnhofstraße eingerichtet, wo man sie auch in der kalten Jahreszeit für 10 Franken besuchen konnte.

Da die Stadt aus Prestigegründen an einem gut ausgebauten zoologischen Garten interessiert war, und er in dieser Form als Privatbetrieb nicht länger zu führen war, verhandelte die Stadt Saarbrücken mit Gustav Moog über eine Übernahme. Am 20. Dezember 1954 fiel der Entschluss einer Übernahme des Zoos durch die Stadt. Moog überließ den gesamten Tierbestand und alles Inventar der Stadt, wurde als Ausgleich dafür als Direktor des Zoos in den städtischen Dienst übernommen. Durch die Übernahme konnten größere Investitionen getätigt werden. Da in den 1960er Jahren auf dem Eschberg rund um den Zoo neue Wohngebiete entstanden, war eine zuvor geplante Erweiterung um das Gebiet östlich des Eschberger Hofs nicht mehr möglich. Es folgte eine sukzessive Erweiterung des Areals in Richtung der alten Schlackendeponie der Halberger Hütte. So wurde 1975 mit dem Bau des Afrikahauses begonnen, dem bisher größten Bauprojekt im Saarbrücker Zoo, das 1977 eröffnet wurde.

Gustav Moog blieb bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1963 Zoodirektor. Ihm folgte sein langjähriger Mitarbeiter Dr. Karl-Heinz Winkelsträter.

Dabei hat sich der Anspruch des Zoos von einer reinen Tierausstellung hin zu einer Einrichtung für Bildung und Artenschutz entwickelt, die neben den exotischen Tieren durch seinen alten Baumbestand auch vielen einheimischen Tieren einen Lebensraum mitten in der Stadt bietet. Zudem bemühte man sich trotz leerer Kassen die Gehege der Tiere stetig zu vergrößern und den Bedürfnissen der Tiere anzupassen. Elefanten und Löwen, die in den 1970er und teilweise 1980er Jahren noch Besuchermagnete waren, findet man hier heute nicht mehr. Zu sehen gibt es dennoch genug wie beispielsweise das 2012 neu erbaute Seehundbecken, die erst in den letzten Jahren hinzu gekommenen roten Pandas, den Nachtzoo mit Erdferkeln und Gürteltieren sowie das ebenfalls vor einigen Jahren neu gebaute Gorilla-Außengelände. Im ehemaligen Elefantengehege befindet sich heute das Südamerikahaus mit Tapiren und Lisztäffchen.

Mit etwas 200.000 Besuchern jährlich ist der Saarbrücker Zoo eine der meist besuchtesten öffentlichen Einrichtungen des Saarlandes und zieht vor allem Familien und Kinder an.

1932: Der Zoo Saarbrücken öffnet seine Pforten

1932: Der Zoo Saarbrücken öffnet seine Pforten

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Karl Heinz Winkelsträter 1972
Deutsch Amerikanisches Institut
Deutsch Amerikanisches Institut
Pläne zum Ausbau des Zoo Saarbrücken