Erinnerungen an Dr. Gerd Bauer

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Alexander Keßler ist Fraktionsvorsitzender der CDU im Saarbrücker Stadtrat und langjähriger Weggefährte Dr. Gerd Bauers.
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Alexander Keßler erinnert sich in diesem Beitrag an seinen langjährigen Chef, Weggefährten und vor allem Freund Dr. Gerd Bauer. Dieser war nicht nur langjähriger Direktor der Landesmedienanstalt des Saarlandes und Vorstandsvorsitzender des MedienNetzwerk e.V., sondern Mitinitiator des Projekts "Zeitzeug:innen im Saarland | Erinnerung. Multimedial." und bis zuletzt Projektleiter. 

Gerd Bauer war elf Jahre mein Chef beim MedienNetzwerk SaarLorLux, er war seit meinem Einzug in den Stadtrat 2009 mein Fraktionskollege. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes, fast 20 Jahre Vorsitzender der CDU Stadtratsfraktion und 44 Jahre Mitglied des Stadtrats, jahrelang Präsident des DLRG. Aber das Wichtigste: Gerd war mein Freund.

Ich weiß noch, wie wir uns im Jahr 2000 kennengelernt haben. Es war März, ich war 17 Jahre alt und gerade Mitglied der JU geworden und die erste Direktwahl zum Oberbürgermeister stand im darauffolgenden Jahr an. Gerd war der Kandidat. Wir trafen uns für irgendeine Aktion, ich weiß nicht mehr um was es ging. Und dann kam er in die Wahlkampfzentrale, die legendäre WKZ in der Mainzerstraße, die damals noch passenderweise den Namen „Café Gerd Bauer“ trug. Das war unser erstes Treffen, und irgendwie konnten wir sofort gut miteinander. Durch seine offene Art gelang es ihm, Menschen zu begeistern. Und auch wenn ich mittlerweile zig Wahlkämpfe hinter mir habe kann ich im Nachgang sagen: Der Wahlkampf für und mit Gerd war einer Intensivsten, und einer der Schönsten – auch wenn das Ergebnis nicht das war, wofür wir gekämpft hatten.

2005 bin ich dann zur LMS gekommen. Während dieser Zeit bin ich viel mit Gerd im Auto unterwegs gewesen. Ich habe ihn durch ganz Deutschland gefahren, zu Sitzungen und Direktorenkonferenzen. Düsseldorf, Hannover, Leipzig, München, Stuttgart und immer wieder zum Frankfurter Flughafen.

Diese Stunden im Auto waren für mich extrem wertvoll. Wir unterhielten uns viel, über Gott und die Welt. Gerd erzählte mir immer wieder aus seinem schier unendlichen Fundus von Erlebnissen in der Politik. Und jede dieser Erzählungen endete damit, dass ich wieder etwas Neues gelernt hatte. Fast jede Autofahrt war wie eine Unterrichtseinheit für mich. Ohne das, was ich von Gerd in all den Jahren lernen durfte, wäre ich heute eine andere Person und mein Leben hätte ganz sicher eine andere Richtung genommen.

In Gerds Handeln gab es zwei ganz zentrale Richtlinien, von denen er nie abwich. Die erste nicht verhandelbare Bedingung war: Ein Wort ist ein Wort. Man kann sich streiten bis aufs Messer, aber wenn man eine Vereinbarung getroffen hat, gilt sie auch. Der zweite dieser Punkte war: Egal, wie heftig man miteinander streitet, man muss sich danach immer noch in die Augen gucken können. Genau diese Punkte habe ich von Gerd gelernt. Und es hat sich gezeigt: Er hatte wie so oft recht.

Vertrauen – das war das, was unsere Freundschaft ausmachte. Jeder konnte mit dem Anderen über alles reden und wusste mit absoluter Sicherheit, dass es niemals weitergegeben wird. Gerd gab mir mehr als einmal zur richtigen Zeit den richtigen Rat. Und natürlich hat er mir auch manchmal zeigen müssen, dass ich auf dem Holzweg bin. Gerd war einfach ein toller, warmherziger Mensch, mit dem man Pferde stehlen konnte. Er war mein Lehrer, mein Vorbild, aber in erster Linie einer meiner besten Freunde.

Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass mein Telefon nie wieder klingeln wird und am anderen Ende heißt es: „Hallo Alex, hier ist der Gerd.“

Lieber Gerd: Danke, dass Du mich unter deine Fittiche genommen hast. Danke, dass ich so viel von Dir lernen durfte. Danke, dass Du immer ein offenes Ohr hattest und immer den passenden Rat. Ich bin mir sicher, dass wir uns irgendwann wieder sehen werden. Das dauert aber noch etwas. Bis dahin werde ich oft an Dich denken und dankbar sein, Dich getroffen zu haben. Momentan ist da noch eine tiefe Traurigkeit, aber sie wird bald den schönen Erinnerungen Platz machen, die wir alle mit Dir teilen. Ich werde Dich nie vergessen. Mach´s gut, auf Wiedersehen.

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